Master Builder of „Kreislaufwelten“

L2C Innovators designen Kreislaufwelten.

Lineares Wirtschaften heißt nehmen, produzieren, nutzen und dann wegwerfen. Die Folge: Abfall. In der Luft. Zu Wasser und auf den Müllhalden dieser Welt. Das kann unser System nicht mehr lange verkraften. Der Übergang von Linear zu Circular (L2C) bedeutet Erschließung von Kreisläufen. Das gilt für interne Prozesse, für Produktzyklen aber auch für die Umgebung – also für die Ökosysteme. Dieses „andere“ Wirtschaften bedeutet Zukunft und sorgt für gute Gefühle und Zufriedenheit.

Die Ideen lassen sich am praktischen Projekt erklären. Über 20 angemeldete Teilnehmer der Zoom-Konferenz bekamen die Botschaften per .ppt präsentiert. Auf acht Bilder zeigte ich, was unter Strategie zu verstehen ist. Ein zentrales Bild war das von Scheplast mit der Vision des Inhabers, innerhalb eines Kreislaufsystemes seine Zukunft zu „bauen“.

Scheplast produziert technische Bauteile und Mehrwegverpackungen auf Basis biobasierter Kunststoffe. Auftrag und Ziel ist es, die fossilen- durch die erneuerbaren Kohlenstoffe zu ersetzen. Vielerlei Anwendungen in Kombination mit Kokos, Rizinusöl, Polymilchsäure, Algen oder anderen nachwachsenden Rohstoffen sind denkbar. Biokohlenstoffe können in Verbindung mit den unterschiedlichen Bindemitteln interessante Werkstoffe hervorbringen. Ziel ist es, dass auf diese Art NET-Materialien (Negative Emission Technology) mit neuen, teilweise überragenden Eigenschaften entstehen. Die Idee daraus Mehrwegverpackungen für große Hersteller z. B. Urbane, grüne Fabriken als komplette Systeme zu produzieren, ist dabei einer neuen Art in Kreisläufen zu denken geschuldet. Gleichzeitig zeigt dieses Denken einen interessanten Weg, um die diskutierten Klimaziele zu erreichen. Denn: Es ist ja nicht damit getan, bis 2050 „klimaneutral“ zu sein. Funktionieren werden alle Anstrengungen nur, wenn wir bis dahin einen „klimapositiven“ Status haben. Mit anderen Worten, wir müssen mehr CO2 aus der Atmosphäre entfernen, als wir (weltweit) hineintun. Und dafür gibt es Technologien. Nur müssen wir die auch anwenden und daraus hergestellte Produkte auch nutzen und einer organisierten Wieder / Weiterverwendung zuführen. Das ist die Idee.

Der unten dargestellte Kreislauf zeigt einen gangbaren Weg. Nachwachsende Rohstoffe binden viel CO2. Ebenso kann das CO2 direkt aus der Luft abgesaugt werden. Oder es wird ein Weg über die Pyrolyse gewählt. In diesem Prozess wird Biomasse verarbeitet. Die Produktion der Biokohlenstoffe ist hocheffizient, die Kosten gering. Zudem entsteht bei der Karbonisierung überschüssige, grundlastfähige Erneuerbare Energie. Alternativ oder manchmal nebenbei: Benzin. Nach Gebrauch sind Produkte aus NET-Materialien wahlweise biologisch abbaubar, recycelter oder auch rekarbonisierbar (Rückwandlung in Kohlenstoffe). Ein Produktionsmodul erzeugt aus 4.800 t trockenen Biomasseresten ca. 1.600 t zertifizierte, spezifizierte und chargengenaue Biokohlenstoffe. Je mehr Produkte aus NET-Materialien in die Märkte gelangen werden, desto besser ist das für die Umwelt.

Soweit nun der Hintergrund, der Sinn und Zweck dieses Kreislaufansatzes eines relativ „normalen“ Kunststoffbetriebes. Eine Besonderheit sei hier erwähnt: Die Mitarbeiter dieser Firma sind alle noch relativ jung, sie haben Kinder. Das bedeutet, sie denken „enkeltauglich“. Ein solcher Betrieb lebt davon, dass er Produkte hervorbringt, die der „Markt“ auch kauft. Der Markt sind natürlich die Kunden. Und die sind zuweilen sehr auf „Kosten“ getrimmt. Manche auch auf Bequemlichkeit. Das steht in vielen Fällen diametral zu den eingeforderten Klimazielen bzw. auch zu den politischen Zielen, Abfälle zu vermeiden und Rohstoffe einzusparen.

Was der Kunststoffbetrieb produziert: Er kann Einzelprodukte (hier: Technische Bauteile oder die Mehrwegverpackung) anbieten. Eine Idee ist es, diese Einzelherstellungen durch Systemlösungen zu ergänzen. Es geht somit um jeweils ganze Produktfamilien. Eine Serie z.B. für den Kunden „Organic Garden Farm“ und damit für deren Abnehmer oder für die Anbieter von „Street-Food“ und deren Kunden. Auch die industriellen Produzenten (Natsu-Foods GmbH) und deren Kunden, Backfabriken, Caterer, Großküchen u.v.a. (und deren Kunden!) sind bereit für neue und moderne Lösungen.

Ein Muster wird gerade erkennbar: Unsere Kunststoff-Unternehmung kann sehr viele Einzelkunden haben und / oder sie kann mit Kundengruppen arbeiten. Scheplast liefert dann die umweltfreundlichen Mehrweg / Einwegverpackungen an jeweils einen Betrieb, der Speisen produziert und abfüllt. Dieser Verpackungen einkaufende Betrieb hat Kunden. Diese können von der Supermarktkette über die Kantine im Krankenhaus, der Universität, des Konzerns bis hin zu den Street-Food-Anbietern in den Städten reichen. Das spannende daran: Überall entsteht Abfall der zu einem Wertstoff umgewandelt werden kann. Das bedeutet: Arbeitsplätze und Einnahmequellen. Das Rest-Lebensmittel selbst sowie die Verpackung müssen entsorgt werden. Meist landet der Müll auf der Müllkippe. Schön, wenn das alles als Wertstoffe erkannt würden, die einfach wieder / weiterverwendet werden können. Damit das möglich wird, fehlt es an einer organisierten und sinnvollen Rückführung der Stoffströme sowie an Konzepten zur Weiterverwendung.

Wir haben die Frage diskutiert, ob sich interessierte Teilnehmer dafür begeistern können, an interessanten Projekten aktiv mitzuarbeiten. Grob die Hälfte der anwesenden Teilnehmer haben sich spontan gemeldet. Zwei Projektüberschriften wurden als Arbeitstitel genannt: Urbanes Gardening (David Rösch, P3 Werkstatt Freiburg) und Verpackungen auf Basis von Biokohlenstoffen (Peter Käpernick). Es wurde ein weiteres Thementreffen für den 15. April 2021 geplant. In der Zwischenzeit werden wir die Idee etwas konkretisieren.